Am 10. Mai 2006 fertigte Gabisile Nkosi (1974–2008) einen Brief an ihre Schwester als schwarz-weißen Linolschnitt und nannte ihn schlicht Dadewethu (Meine Schwester). In dem Brief lobt Nkosi ihre ältere Schwester für den Mut, ihren HIV-Status in einer Zeit offenzulegen, in der solche Enthüllungen tabu waren – und manchmal sogar tödlich.
In einem handkolorierten Linolschnitt mit dem Titel Endlini yokulala yakithi (In unserem Schlafzimmer, 2001) zeigt Nkosi eine Szene, in der mehrere Personen in einem Schlafzimmer schlafen. Eine zärtliche Gelassenheit liegt in dieser zutiefst persönlichen Darstellung ihrer eigenen Realität sowie derer vieler Menschen, die in den Schwarzen Townships von Südafrika leben. Im Gegensatz dazu hat der Farbdruck Ngesonto ekuseni (An einem Sonntagmorgen, 2001) eine gewalttätige Szene zwischen einem Mann und einer Frau zum Sujet – Gabisile Nkosi und ihr Freund, der sie sieben Jahre später schließlich im Streit niederstach. Die Energie in Gida nami (Tanz mit mir, 2005) ist leichter – der Titel bedeutet frei übersetzt „Tanz mit mir“. Zwei tanzende Frauen stehen vor einer Wäscheleine. Der Tanz ist Katharsis und Einladung in einen Raum der Heilung und des Überlebens; Loslassen, um zu einem neuen Ganzen zu werden.
—Gabi Ngcobo