Basir Mahmoods Film all voices are mine (2018) wurde im Bari-Studio in Lahore gedreht, in der Nähe seines Elternhauses. Ihm stand dabei ein Budget zur Verfügung, mit dem er nur einen einzigen Drehtag arbeiten konnte. Also stellte er für einen Tag ein Team von Techniker*innen und professionellen Schauspieler*innen ein und bat letztere, vor der Kamera Gesten zu wiederholen, an die sie sich aus ihrer Schauspielerei in vergangenen Filmen erinnerten. Das Ergebnis ist eine disparate Ansammlung von Bildern: visuelle Reminiszenzen, die sowohl die Geschichte Lollywoods als auch Mahmoods eigene Erinnerungen wachrufen. Wir sehen, wie die verschiedenen Akteur*innen eine Reihe einfacher Aktionen ausführen, die dann, dem Übergang von Tag zu Nacht folgend, zu einer losen Sequenz zusammengeschnitten wurden. Jede Einstellung des Films zeigt einen Übergang von Bewegung zu Stillstand oder gar die Verwandlung von Körpern in lebende Gemälde.
Anders als der Filmtitel suggeriert, betrachtet Mahmood seine Arbeiten nicht durchweg als sein eigenes Werk, sondern als eine Art Kompromiss zwischen ihm und seinen Schauspieler*innen: er setzt sie als Modelle ohne emotionale Affekte ein, um etwas hervorzubringen, das sich der Dramatisierung oder Fiktion entzieht – als würde Malerei plötzlich eine zeitliche Dimension annehmen.
—Philippe-Alain Michaud