10. Berlin Biennale gibt Ausstellungsorte bekannt

10. Berlin Biennale | 10. Berlin Biennale gibt Ausstellungsorte bekannt

KW Institute for Contemporary Art, Courtesy Tatjana Pieters, Foto: Frank Sperling; ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik, © ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik, 2017; Akademie der Künste (Hanseatenweg), Foto: Timo Ohler; Volksbühne Pavillon, © Volksbühne Berlin; HAU Hebbel am Ufer, Foto: Jürgen Fehrmann

Die 10. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst findet vom 9. Juni bis 9. September 2018 unter dem Titel We don’t need another hero in vier permanenten Ausstellungsorten statt: Akademie der Künste am Hanseatenweg, KW Institute for Contemporary Art, Volksbühne Pavillon und ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik. In Koproduktion mit dem HAU Hebbel am Ufer finden im HAU2 zwei Performances zur 10. Berlin Biennale statt.

Veranstaltungen im Rahmen des öffentlichen Programms I’m Not Who You Think I’m Not finden an diesen sowie an verschiedenen weiteren Orten in Berlin statt. Die Ausstellungsorte sind nicht nur aufgrund ihrer historischen Bedeutung, sondern auch aufgrund dessen, was sie heute repräsentieren, ausgewählt worden. Mit diesen miteinander verbundenen zeitlichen Ebenen begibt sich die 10. Berlin Biennale in Konversation. Die eingeladenen Künstler*innen schlagen eine Neuverhandlung der an diesen Orten produzierten Systeme des Austauschs vor. Ihre Arbeiten erweitern die Möglichkeiten eines solchen Austauschs durch eigene Ansätze und Überlegungen.


AKADEMIE DER KÜNSTE

Die 1696 gegründete Akademie der Künste gehört zu den ältesten Kulturinstitutionen Europas und wird seit dieser Zeit maßgeblich von der Gemeinschaft ihrer Mitglieder geprägt. Schwerpunkte der frühen Gründungsjahre waren die Lehre und der rege Austausch unter ihren Mitgliedern. In den Jahrzehnten der Aufklärung profilierte sich die Akademie als ein Zentrum der nationalen kulturellen Erneuerung. Seither hat sie allmählich ihre heutige Form eines öffentlichen Diskussionsforums für verschiedenste Belange der Kunst und Politik angenommen. Es ist ein Anliegen der 10. Berlin Biennale, gesellschaftspolitische und historische Erzählungen in einen Dialog mit den umfangreichen Archivbeständen der Akademie, aber auch mit der Berufung ihrer Mitglieder von damals bis heute und der brutalistischen Architektur von Werner Düttmann aus den späten 1950er-Jahren zu bringen.

Die Ausstellung der 10. Berlin Biennale in der Akademie der Künste eröffnet mit einer temporären Konstruktion, die historische und visuelle Elemente zweier Baudenkmäler und einer historischen Persönlichkeit zusammenführt: Sanssouci, die von 1745 bis 1747 entstandene Sommerresidenz des preußischen Königs Friedrich II. in Potsdam, DE; das von König Henri Christophe 1810 bis 1813 in Milot in Haiti erbaute Palais Sans Souci; und den haitianischen Revolutionär Oberst Jean-Baptiste Sans Souci, der als Versklavter afrikanischer Herkunft 1791 Guerillatruppen in den Kampf gegen die französische Kolonialmacht führte. Dieser konzeptuelle Rahmen unterstreicht die ideologischen Fundamente der genannten Institutionen und ihrer historischen Erzählungen.


HAU HEBBEL AM UFER

Das HAU Hebbel am Ufer in Berlin-Kreuzberg vereint die drei Spielstätten HAU1, HAU2 und HAU3 zu einem internationalen Produktionshaus für Performing Arts. Im HAU2 widmet die 10. Berlin Biennale zwei Abende einem künstlerischen Forschungsprojekt zur Geschichte des Kwaito – eines Musikgenres, das um 1994 im südafrikanischen Soweto entstand. Die Auftritte am 15. und 16. Juni 2018 gedenken der Studentenunruhen von 1976 in Soweto, die sich an diesen Tagen zum 42. Mal jähren. Die Abende dienen auch als wichtige Ankerpunkte für die seit 2016 in Südafrika aktiven Protestbewegungen #RhodesMustFall und #FeesMustFall.


KW INSTITUTE FOR CONTEMPORARY ART

Seit ihrer Gründung Anfang der 1990er-Jahre, kurze Zeit nach dem Fall der Mauer, agieren die KW Institute for Contemporary Art als Ort der Produktion, Präsentation und Vermittlung zeitgenössischer Kunst. Gegründet als Verein junger Kunstschaffender, entsprachen die KW und die wenig später ins Leben gerufene Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst dem dringenden Wunsch nach eingehender Auseinandersetzung mit dem internationalen, zeitgenössischen Kunstdiskurs. Während der letzten 26 Jahre konnten die KW ihr eigenes Erbe im Wirkungskreis derjenigen Menschen festigen, die den Aufbau und die Entwicklung der Institution geprägt haben, sowie derjenigen, die in diesem Sinne heute ihre Zukunft entwerfen. We don’t need another hero versteht sich als Spekulation darüber, wie global ausgerichtete zeitgenössische Kunstbiennalen in den nächsten zehn Jahren aussehen könnten. Die Ausstellung beginnt in den KW mit einem Porträt von einigen derjenigen Menschen, die die KW wesentlich zu dem gemacht haben, was sie heute sind, und geht dann über zu Arbeiten, die hierarchische Strukturen politischer Räumen, wissensproduzierende Institutionen und persönliche Freiräume neu verhandeln.


VOLKSBÜHNE PAVILLON

Der Pavillon der Volksbühne ist ein Glasbau neben dem Haupteingang zur Volksbühne auf dem Rosa-Luxemburg-Platz und ist von den KW auf kurzem Weg zu Fuß zu erreichen. Bislang waren im Pavillon wechselnde Kunstprojekte sowie der Buchladen und das Ticketbüro des Theaters untergebracht. Im Rahmen der 10. Berlin Biennale zeigt der Pavillon ein Kunstprojekt, das sich mit der Geschichte seines Standorts befasst und eine veränderliche, für die Mitwirkung des Publikums offene Installation beinhaltet. Über die Dauer der 10. Berlin Biennale finden hier Performances und andere fortlaufende Aktionen statt.


ZK/U – ZENTRUM FÜR KUNST UND URBANISTIK

Das ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik befindet sich in einem ehemaligen Güterbahnhof im Berliner Wohnviertel Moabit. Es wird vom Künstlerkollektiv KUNSTrePUBLIK betrieben, mit dem schon die 5. Berlin Biennale im Jahr 2008 kooperiert hat. Der von KUNSTrePUBLIK temporär eingerichtete Skulpturenpark Berlin_Zentrum – eine zuvor ungenutzte Brache an einem Abschnitt der ehemaligen Berliner Mauer im Herzen der Stadt und ein Objekt der Begierde für die Immobilienspekulation – diente damals als Ausstellungsort. Jetzt knüpft die 10. Berlin Biennale an den damaligen Dialog mit dem Kollektiv an und lädt mehrere Künstler*innen zu längeren Arbeitsaufenthalten in den zum Residenzprogramm des ZK/U gehörenden Ateliers ein. Die Beteiligten gehen der Frage nach, wie ihre politisierten Körper auf die Machtsysteme reagieren, die der städtischen Architektur inhärent sind. Andere Projekte untersuchen verschiedene gedankliche Schemata natürlicher und gebauter Umgebung in Gegenwart und Vergangenheit.