Sam Samiee

Sam Samiee, A Map of the Sky (from the series The Unfinished Copernican Revolution) (Detail), 2018, Courtesy Sam Samiee

Sam Samiee gehört zu jenen seltenen Künstler*innen, die gerne reden – und zuhören. Im Gespräch geht er von der Erfindung des Farsi im 9. Jahrhundert nahtlos über zu der Überlegung, dass sich zur gleichen Zeit im Westen die Malerei zu einer Technik entwickelte, metaphysische Fragen zu verhandeln, um dann auf die zeitgenössische Psychoanalyse zu sprechen zu kommen – und letztlich mit Gedanken zu der Frage zu schließen, warum die Deutschen immer noch nicht richtig trauern können.

Seine Installationen sprengen die normative Ordnung und Ikonografie der europäischen Malerei. Samiees Arbeiten erschaffen neue Raum- und Zeitgefüge, bewegen sich meist von der Leinwand aus über verschiedene Objekte in den Raum hinein und stellen hegemoniale Kunstpraxen und Sehgewohnheiten infrage. In einem Ausstellungsraum sind zum Beispiel unter dem Titel The Bedroom Posters (2015–16) verschiedene Gemälde assembliert: queere Interpretationen von (Zuschreibungen männlicher) Körperlichkeit, aber auch disproportionale Abbildungen von Sternenkonstellationen – all das installiert neben dem warmen Licht einer Nachttischlampe. Seine Arbeiten erzeugen ein Gefühl von Desorientierung. Man könnte sie als eine Einladung verstehen, sich vorübergehend auf irritierende Umgebungen einzulassen, und gleichzeitig als Aufforderung, sich selbst aktiv an der Gestaltung neuer, stärker miteinander verbundener Welten zu beteiligen. Im Vorlauf zur 10. Berlin Biennale führte Sam Samiee seine Forschungen zum persischen Konzept des Adab – welches die duale Auffassung von Ethik und Ästheik beschreibt – während einer zweimonatigen Atelierresidenz im ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik fort, wo seine Arbeit The Unfinished Copernican Revolution (2018) in Folge zu sehen ist.

—Magnus Elias Rosengarten

    Ausstellungsort:
  • ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik

WERKLISTE

The Unfinished Copernican Revolution, 2018
Verschiedene Materialien
Courtesy Sam Samiee

Im Auftrag und koproduziert von Berlin Biennale for Contemporary Art
Mit Unterstützung von Ammodo Foundation; Mondriaan Fund; Botschaft des Königreichs der Niederlande, Berlin