Patricia Belli verbindet in ihrer Praxis Skulptur, Malerei, Video, Fotografie und Zeichnung sowie kollaborative, nicht-hierarchische Lerntechniken, die sie als Pädagogin einsetzt. Sie versteht Pädagogik und Verwaltungsarbeit als Tätigkeiten radikaler Dezentrierung und Fürsorge, die traditionelle Hierarchien im Bildungswesen infrage stellen und zugleich integraler Bestandteil ihrer Kunstpraxis sind.
Belli begann Ende der 1990er-Jahre, Fragmente von gefundenen Kleidungsstücken und Stoffen zu hybriden Objektassemblagen zusammenzufügen. Die Textilien verwachsen mit der Leinwand wie vernähtes Gewebe, wuchern in das Tuch hinein oder quellen daraus hervor. Ihre Materialien verweisen auf die Mühen und Widersprüche, die mit Vorstellungen von weiblicher Körperlichkeit verbunden sind: elegante Strumpfhalter und Spitzengürtel, edle Seidenschlüpfer und Nylonstrumpfhosen. Wenn diese feinen Materialien in Schichten gefaltet und zu seltsam biomorphen Materialmassen vernäht werden, entwickeln sie eine fast schon verstörende Wirkung – als wollten sie an die banalen Schrecken erinnern, die ein Haus- und Ehefrauendasein und das Älterwerden bedeuten können.
In Desequilibradas (Aus dem Gleichgewicht, 2018) werden vertraute, intime Formen weiter destabilisiert. Die Besucher*innen werden ermutigt, mit den zwölf lebensgroßen Köpfen aus Styropor und Kunstharz zu interagieren, die auf dem Fußboden montiert sind. Bei Bewegung geben sechs Köpfe Geräusche von sich, die jegliches Gefühl von Gleichgewicht und Stabilität stören.
—Abbe Schriber