Repräsentation und die Frage, wie man repräsentiert: Wie ist eine Person in einer Fotografie dargestellt, wer stellt sie dar, und in welchem Kontext geschieht das Ganze? Die in London lebende Fotografin Liz Johnson Artur reagiert auf diese Fragen in ihren Bildern mit Auflösung: von Subjekt und Objekt, von Zuschreibung und Erwartung. Pubertierende Schulmädchen, ein Boxer nach seinem Training, Nonnen bei der Messe oder ein posierender Dancehall-MC. Jene, die repräsentiert werden, repräsentieren sich selbst.
Was Liz Johnson Artur seit drei Jahrzehnten darstellt und was sie „das Archiv“ nennt, ist Gesellschaft aus Schwarzen Perspektiven. Und auch wenn in diesen 30 Jahren der Schwarze Friseur ebenso von ihr festgehalten wurde wie ein Mitglied der Nation of Islam, hat die Fotografin keine Fantasien von Vollständigkeit im Sinne von August Sanders Langzeit-Porträtatlas Menschen des 20. Jahrhunderts.
Ihre Bilder bilden heute die Gestalt ihres Archivs. Dies ist kein Raum voller säuberlich, chronologisch angelegter Boxen, sondern eine beständig wachsende Anzahl von Skizzenbüchern, die sie mit Fotografien, Zeichnungen und Gedanken füllt und auf die sie immer wieder zurückgreift; eine eigene Logik der Repräsentation. „Es ist mein Archiv, das seit 30 Jahren wächst. Es wächst nach meinen Regeln. Und es ist wohl auch meine Strategie, mit den vielen Individuen, denen ich begegnet bin, zusammenzuleben.“
—Julia Grosse