Tessa Mars

Tessa Mars, Victorious, 2015, © Tessa Mars

Tessa Mars verbindet in ihrer Malerei und in ihren Zeichnungen weibliche Verletzlichkeit mit weiblichem Widerstand. Ihre Arbeit ist ein radikaler Prozess der Rückeroberung: der Wiedergewinnung dessen, was ihr genommen und zersplittert wurde. Als in Haiti geborene Künstlerin erobert Mars zudem eine karibische Kultur zurück, die bis heute mit der verzerrten Darstellung eines – wie Gloria Wekker es bezeichnet – racialized common sense zu kämpfen hat. Während eines Gastaufenthalts in der selbstorganisierten Künstler*inneninitiative Alice Yard in Trinidad und Tobago 2015 schuf sie ihr frei erfundenes Alter Ego Tessalines: die fiktive, Geschlechtergrenzen überschreitende Version des haitianischen Nationalhelden Jean-Jacques Dessalines, die die Uniform und Insignien der Haitianischen Revolution trägt.

Wenn Mars in ihrer Malerei die Geschichte und Identität Haitis vergegenwärtigt, dann nicht, um die übliche Nationalerzählung vom männlichen Heldentum weiterzuspinnen. Stattdessen verweiblicht sie die Vergangenheit, um deren Bedeutung für zeitgenössische gesellschaftliche Anliegen zu begreifen: Inwieweit geistert diese Vergangenheit noch immer durch unsere Gegenwart und beeinflusst sie? Als Heldin der Haitianischen Revolution schreibt Tessalines die Geschichte des Schweigens im Schweigen um. Sie erobert den Körper der Revolution zurück und erzeugt weibliche Maroon-Körper der Gegenwehr. Für die 10. Berlin Biennale entwickelte Tessa Mars während einer zweimonatigen Residency im ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik die Arbeit The Good Fight (2018).

—David Frohnapfel

    Ausstellungsort:
  • ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik

WERKLISTE

The Good Fight, 2018
Verschiedene Materialien
Courtesy Tessa Mars

Im Auftrag und produziert von Berlin Biennale for Contemporary Art