Unfinishing bedeutet das Auflösen des vermeintlich Vollendeten – oder auch die Demaskierung eines fertigen Produkts. Das ist das Wort, das mir in den Sinn kommt, wenn ich an die Arbeit Skins (1995–96) von Moshekwa Langa denke. Die Serie von Zeichnungen entstand als Teil seiner ersten Einzelausstellung in Johannesburg in Südafrika, unter dem Eindruck der rasanten Entwicklung des dortigen Stadtviertels Bakenberg. Er verwendete gefundene Baustoffe wie etwa Zementsäcke, bearbeitete Papier mit Vaseline und Terpentin und schichtete zahlreiche weitere Materialien.
Langas Werk resoniert dunkel mit dem Gewebe der kapitalistischen Gesellschaft. In jüngerer Zeit interessiert sich der Künstler für die wechselseitigen Beziehungen zwischen Homelands und Städten – imaginiert in Charakteren, die ihre Familien verlassen, um Arbeit zu finden. Er artikuliert somit, wie der Kapitalismus auf die Verfügbarkeit von Arbeitskräften angewiesen ist, die in der Nähe der Fabriken wohnen. Der Kapitalismus funktioniert als Projektionsfläche für marginalisierte Bevölkerungsgruppen, die sich finanzielle Verbesserung erhoffen. Städte können zwar Orte der Kreativität, Kulturproduktion und Kapitalanhäufung sein, tragen jedoch die Realität entfremdeter Arbeit und verlassener Familien in sich. Die Stadt wird in einer poetischen Suche nach geistiger und materieller Ganzheit als Standort der Träume betrachtet.
—Serubiri Moses