Mimi Cherono Ng’ok

Mimi Cherono Ng'ok, Untitled, 2014, Courtesy Mimi Cherono Ng'ok

Für Mimi Cherono Ng’ok ist die Fotografie ebenso Erinnerungsträger wie Illustration. Sie funktioniert als mnemonisches Mittel zur Wiederfindung des kulturellen Gedächtnisses. Ihre Fotografien zeichnen die emotionalen Umrisse verwaister Orte und trostloser Landschaften nach, die Vertreibung, Verlust, Abwesenheit, aber auch Glückseligkeit sichtbar werden lassen.

Obwohl ihre Fotografien so unterschiedliche afrikanische und europäische Städte wie Dakar, Accra, Berlin, Kigali, Abidjan und Kampala einfangen, sind es paradoxerweise ihre Naturaufnahmen und insbesondere die tropischen Landschaften, die unsere geografische Wahrnehmung aus dem Gleichgewicht bringen – so auch die bei der 10. Berlin Biennale gezeigten Fotografien, die zum Teil von einer Künstler*innenresidenz in der Dominikanischen Republik im Frühjahr 2018 inspiriert wurden. Der Ideenreichtum ihrer Farbtöne – ihr Gespür für Intensität und Sättigung – wird dabei zum Instrument für die Erforschung von Gefühlen der Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit, Sehnsucht und Verlangen nach Heimat, Kultur und Verwurzelung. Letztendlich sind ihre Reisen auch Wanderungen; Wege, um jenes unbeschreibliche Leid einzufangen, das sich in den Zwischenräumen kultureller Erfahrungen ansammelt. Wenn, in Roland Barthes’ Worten, Farbe eine Art Wonne ist, dann ist das, was Mimi Cherono Ng’oks fotografische Praxis erzielt, die Neufärbung und Wiederherstellung der Erinnerung sowie die visuelle Wiedergabe unserer unterbewussten Gedankenströme durch Farbe.

—Rizvana Bradley

    Ausstellungsort:
  • Akademie der Künste

WERKLISTE

Medicina de Amor, 2018
Fotografien
Courtesy Mimi Cherono Ng’ok

Existierende Arbeiten sowie Arbeiten im Auftrag koproduziert von Berlin Biennale for Contemporary Art
Mit Unterstützung von Davidoff Art Initiative
Dank an Artproof